So geht Unternehmensnachfolge heute! Ein Interview mit Übergabespezialist Stefan Boddenberg

Immer öfter finden Unternehmensinhaber keinen Nachfolger. Über diese drängende Problematik hat sich der Wirtschaftsjournalist Thomas Klaus mit Stefan Boddenberg, Spezialist für Unternehmensnachfolge, unterhalten.

Der Braker ist Gründer und Geschäftsführer von ixxconsult (Marke: ixxcon); www.ixxcon.de.

Ixxcon ist Kooperationspartner des Party Service Bundes Deutschland e.V.

KLAUS: Immer öfter wird nicht nur in Wirtschaftsmedien über Firmen berichtet, die keinen Nachfolger finden und deshalb schließen müssen.

Ist die Lage denn wirklich so ernst?

 

BODDENBERG. Oh ja. Die Lage ist wirklich so ernst, so dass noch viel mehr über Unternehmensnachfolge berichtet werden sollte. Das Thema sollte stärker als Problem für die gesamte Wirtschaft erkannt werden.

Denn angesichts der demographischen Entwicklung spitzt sich die Situation immer mehr zu. Dabei sind alle Branchen und vor allem inhabergeführte Unternehmen betroffen.

 

Hintergrund ist: Von immer mehr Unternehmern wird das Rentenalter erreicht. Diese haben immer weniger Kinder. Und von diesen sind immer weniger zu einer Übernahme der Verantwortung und des Betriebes bereit.

 

Hinzu kommt: Fachkräfte, die früher als Nachfolger in Frage gekommen wären, entscheiden sich heute lieber für eine abhängige Beschäftigung.

 

KLAUS: Wie viele Betriebe suchen denn so händeringend einen Nachfolger?

 

BODDENBERG: Jedes Jahr suchen aktuell 22.000 Unternehmen in Deutschland einen Nachfolger.

 

KLAUS: Das bedeutet in der Konsequenz dann ja wohl auch, dass viele Arbeitsplätze verloren gehen?

 

BODDENBERG: Davon betroffen sind etwa 300.000 Arbeitsplätze – pro Jahr.

 

KLAUS: Sie sagen, dass sich die Übergabewürdigkeit in den Größenklassen der Unternehmen stark unterscheidet. Was meinen Sie damit konkret?

 

BODDENBERG: Unternehmen mit weniger als 100.000 Euro Jahresumsatz erwirtschaften regelmäßig nicht den erforderlichen Mindestgewinn.

Dagegen stellen Unternehmen mit einem Gewinn zwischen 500.000 und einer Million Euro etwa ein Drittel der übergabereifen Unternehmen, obwohl sie in Deutschland einen Anteil von unter sieben Prozent in der Gesamtwirtschaft haben.

 

KLAUS: Wann ist denn ein Unternehmen wirklich fit für die Übernahme durch die nächste Generation?

 

BODDENBERG: Wichtige Kriterien sind die Vermeidung von Investitionsstaus, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, lebendige Beziehungen zu Kunden und Zulieferern sowie ein durchgängiges Controlling, um die transparente Dokumentation der wichtigen Kennzahlen zu garantieren.

 

KLAUS: Wie lässt sich der Worstcase denn verhindern?

 

BODDENBERG: Wir empfehlen vor allem, dass sich Unternehmer möglichst drei bis vier Jahre vor ihrem geplanten Eintritt in den Ruhestand mit diesem Thema auseinander setzen sollten – und das aktiv und nicht nur alibimäßig!

 

Ich verstehe durchaus, dass das häufig eine unangenehme Vorstellung ist, die sich durchaus mit einem Zahnarztbesuch vergleichen lässt. Der ist ebenfalls unangenehm, aber trotzdem notwendig.

 

Darüber hinaus sollten auch jüngere Unternehmer Vorsorge für den Falle eines Falles treffen, insbesondere für unerwartete Krankheit oder plötzlichen Tod.

 

Es bedarf also eines Notfall-Planes. Auch solche Überlegungen gehören zu einer Strategie der Unternehmensnachfolge und deshalb natürlich auch zu unseren Beratungsbausteinen.

 

KLAUS: Was sind die größten Hemmnisse, die einer Unternehmensnachfolge im Weg stehen können?

 

BODDENBERG: Die „Chemie“ zwischen den beteiligten Akteuren muss stimmen. Das ist der wichtigste Punkt. Und dann geht es darum, die - mitunter sehr weit auseinander gehenden - Vorstellungen über den Wert und den Preis eines Unternehmens aneinander anzugleichen.

 

Der Unternehmer, der einen Nachfolger sucht, will oft die Mühen für sein Lebenswerk mit einpreisen, während der potenzielle Nachfolger eine eher emotionsfreie Sichtweise hat.

 

KLAUS: Welche Motive haben Unternehmenskäufer, die eine Betriebsnachfolge anstreben?

 

BODDENBERG: Ein wesentlicher Grund dafür, dass anstelle einer Unternehmensgründung ein Unternehmen gekauft wird, ist die Möglichkeit, dass das Personal übernommen werden kann.

 

In Zeiten des Fachkräftemangels sind gerade qualifizierte Facharbeiter, spezialisierte Ingenieure oder gesuchte Pflegefachkräfte ein wertvolles Asset. Letztlich stehen deshalb oft auch nicht die Zahlen der Vergangenheit, sondern die Menschen im Vordergrund.

 

KLAUS: Woran erkennen Unternehmer aus allen Branchen ganz grundsätzlich seriöse Firmenvermittler?

 

BODDENBERG: Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn der Makler schon beim Erstgespräch mit seinem späteren Mandanten auf einen Auftrag drängt, wenn er mit einer überraschend hohen Preisschätzung aufwartet oder er den Eindruck erweckt, er hätte schon einen konkreten Interessenten.

 

Aber auch hinsichtlich der Honorierung der Leistung des Maklers sollte der Verkäufer auf der Hut sein. Denn Erfolgsprovisionen oberhalb von 7 Prozent (netto) sind absolut überzogen! Und Vorkasse sowie monatliche Pauschalgebühren sind unseriös!

 

Unredlich ist es, wenn ein Makler etwa für jedes noch so kurze Gespräch oder Telefonat mit Steuerberatern, Anwälten oder Interessenten vor Ort Rechnungen erstellt.

 

KLAUS: Wie sieht denn aus Verkäufer-Sicht die Alternative zum reinen Makler einerseits und zum unprofessionellen do-it-yourself andererseits aus?

 

BODDENBERG: Idealerweise wird ein Beratungsunternehmen beauftragt, das sich nicht als reiner Makler versteht, sondern den Verkäufer als "Partner auf Zeit" auf dem Weg zum individuell besten Betriebsnachfolger berät. Und das idealerweise mit Branchenkenntnis und einem Netzwerk innerhalb der Branche.

 

Dieser Nachfolgespezialist wird den Altinhaber sachkundig bis hin zur Einarbeitung des "Neuen" durch den gesamten Prozess lotsen. Bei der Berater-Auswahl im Vorfeld sind vor allem wichtig, dass die persönliche "Chemie" stimmt und der Umgang respektvoll ist! Schließlich sollte die faire Kombination aus leistungsabhängigem (!) Honorar und erfolgsabhängiger Provision vereinbart werden.

 

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